Die Rheinpfalz, 17th Oct 2005:
ANDEUTUNGEN AUS DEM LEBENSRAUM STADT
Ausstellung mit Collagen von Christine Hohmann im Gemeindehaus Bobenheim-Roxheim - Verse unterstützen Bildeindruck
Städte haben für Christine Hohmann viele Gemeinsamkeitem. Ein Element hat sie herausgepickt und in ihren Flächen verarbeitet. "Gerade an älteren Gebäuden hängen viele Plakate, fast hat man den Eindruck, sie allein würden das Gemäuer noch zusammenhalten", erzählt sie. Plakate, Verkaufs- oder Kontaktangebote, Flugblätter, Aufrufe, politische Agitation - das Sammelsurium ist so groß wie die Stadtbevölkerung verschieden. "Irgendwie hat man auch das Gefühl, die Bewohner identifizieren sich mit den Plakaten, passen dazu, sind entwerder offnen, oder ziehen sich zurück in die Anonymität, in die Eimsamkeit", beschreibt Hohmann ohr Empfinden beim Anblick der Fassaden und das Erleben der Bewohner.
Was sie in ihren Acrylcollagen verarbeitet, sind Fetzten, Bruchstücke des wild Plakatierten.: "Das ist erlaubt, wenn wild plakatiert wurde, darf man ebenso wild abreißen, ich habe mich erkundigt", ergänzt sie.
Christine Hohmanns Stadtfassaden entstehen aus Andeutungen, die Assoziationen wecken. An Fachwerkbalken, sakrale Bauten, aufstrebende Türme, Hutzelscheiben, Bogenelemente. Strenge Gradlinigkeit verbindet sie mit dunklen Ecken, die Assoziatioen an Rotlicht- und Vergnügungsviertel wecken, aber auch an Abgeschiedenheit, Einsamkeit, ins Vergessen geratene Viertle und Menschen mahnen.
Urbane Ein- und Aussichten
Warm schimmern Kirchenfenster, hell leuchtet Geschäftigkeit, Gesichter spiegeln sich in Pfützen. Die Geometrie der Architektur, die strenge Zerteilung in Bögen, Mauerwerk, Fenster und verwinkelte Durchgänge - Ein- uns Aussichten in die Stadt - unterbrechen Fragmente alter Filmplakate, Zeitungsausschnitte oder Wortfetzen. Hier ein frivol-frecher Blick, dort ein angstvolles Gesicht, Zeitungsausschnitte erinnern an Politik, an Arbeit, an Alltag, lassen erkennen, dass Menschen hinter den Fassaden leben.
In einer zweiten Serie blickt Christine Hohmann auf den Boden, hält in Rubbeltechnik das Muster der Bepflasterung, Kanaldeckel oder Hinweise auf Gas- und Wasserleitungen fest, stellt sie als Fragmente nebeneinander, verfremdet mit schwarzen Flächen. Und auch die ihr zugeworfenen Münzen rubbelt und bildet sie mit ab. Der Blick auf die Fassaden wirkt sezierend-kühl. sachlich. Der Blick zum Boden, auf dem wir stehen, über den wir tagtäglich gehen, hat Vertrautheit und Wärme.
Sehr viel von sich offenbart Christine Hohmann in ihren Versen, die sie den Stadtfassaden zuteilt und die ihrem unter den Pseudonym Claire Heppenheimer veröffentlichten Buch entnommen sind. Sie sollen das Abgebildete verstärken, Anstoß zum Nachdenken geben, sagt sie (cei)