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Die Rheinpfalz, 2nd Jun 2006:

ZWÖLF KÜNSTLERINNEN STELLEN SICH VOR

Gemeinsachftsausstellung der Gruppe "Kunstfaser" in der Heim´schen Privatsektkellerei - Breites Spektrum an Techniken und Stilen

Großzügig werden die Objekte in dem ausladenden Raum im Keller der Sektkellerei präsentiert. Ins Auge sticht die Literatur-Installation von Marija Schmidt hinter einer Glasvitrine gleich am Eingang, die das Thema konkret aufgreift. Ein roter Faden zieht sich durch den gläseneren Schrank, führt zu einer überdimensionalen Nadel. Zentral ist ein altertümliches Spinnrad aufgestellt. Und mittendrin hängen auf einzelnen Blättern Gedichte, die von Liebe, Einsamkeit und Natur sprechen.
Ganz natürlich, farbenfroh und kräftig sind die Bilder von Anita Meckel gehalten. "Frühlingsstoffe" sind ihre Werke überschrieben. Verarbeitet hat sie verschiedene getrocknete Blumen und Gräser, die sie auf Strohseide vom Maulbeerbaum großflächig aufgebracht hat. Auf den fantasievollen Bildern dominieren jeweils andere Farben, abhängig von den gewählten Pflanzen.
Collagengleich dagegen sind die in Acryl und Mischtechnik gestalteten Bilder von Christine Hohmann. Düster wirken sie auf den Betrachter, ein Eindruck, der durch das Ambiente noch verstärkt wird. Dunkle Braun- und Blautöne weisen die Flächen auf, die teilweise Wänden sakraler Bauten gleichen: Quader, Rundbögen mit scharf herausgearbeiten Konturen zeichnen die Werke aus. Und dazwischen lugen Fotos von Gesichtern hervor, auch Zeitungsausschnitte, Überschriften von Artikeln. Selbst Moblilfunknummern geistern über die Leinwand. "Wahrheit" oder "Sradtfassade" sind die Titel, deuten einerseits auf die Entfremdung des Menschen in der modernen Welt hin, andererseits auf seinen Versuch, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.
Nicht weniger zum Nachdenken regt das mit "Dreamer" überschriebene Bild von Jessi Kobek an. Kräftig sind die Farben aufgetragen, die ebenfalls eine geheimnisvolle Atmosphäre erzeugen. Eine asiatisch anmutende Frau mit einem Korb sitzt im Vordergrund. Nachdenklich wirkt sie, vielleicht ein wenig verstört. Im Hintergrund hebt sich bedrohlich ein Vulkan ab, der sich anschickt, seine Lava auszuspeien. Doch über der Frau schwebt ein blauer Engel. Er weist auf eine helle freundliche Welt, die Geborgenheit verheißt. In gleichem Stil gehalten ist das Gemälde "Who´s next door?", das eine junge Cellistin zeigt, die von einer anderen Figur beobachtet wird. "Der Pfuhl" dagegen ist wieder ein finsterer, sumpfiger, unheimlicher Wald, den die Künstlerin mit kräftigem Grün und Braun gemalt hat. Von positiven Zeichen keine Spur.
Stärker abstrahierend kommen die Bilder von Frauke Schmidt-Theilig verschrieben. Ihre vertikal angeordneten, schlanken Gemälde weisen zwar durchaus realistische Elemente wie Masken, Häuser oder Türme und Laternen auf, sind aber verfremdet, eingebettet in eine ungewöhnliche Umgebung. Diesen Stil hat die Künstlerin ebenfalls für ihr Frauengesicht oder die Boxerin gewählt.
Ganz realistisch sind die Tiere, ein "Fledermauserich" und ein Graupapagei, die das Zentrum in je einem Gemälde von Karola Leonhardt bilden. Der originalgetreue Säuger und der Vogel sind eingebettet in einen einfach mit verschiedenen Farben gestalteten Hintergrund. In eine ganz andere Richtung weist dagegen "Leben", eine Spirale in Gelb und Lila.
Ebenfalls sehr naturalistisch sind die badenden Jungen von Angelika Watteroth. Fast ist der Wasserstrahl zu spüren, den die Knaben beim Sprung ins kalte Wasser erzeugen. Ein Hauch Sozialkritik birgt ihr Werk "Altersarmut". Das gesicht des Alten ist verzweifelt. Er starrt in einen riesigen Geldbeutel, in dem lediglich ein kleiner Schein zu sehen ist.
Alte Werkzeuge verewigt dagegen Ingrid Kußmaul naturgetreu auf ihren Bildern. Ob Pumpe, Blechschere oder Manometer - alle sind scharf und klar in Acryl auf die Leinwand gebannt. Herrschaftszeichen, Hände, Köpfe, aber auch Mauerfragmente oder Schornstenelemente in wilder Gemengelage machen die Bilder von Angelika Wahl-Roblot aus. Gefertigt sind sie entweder in Kohle oder in Pastellfarben, die nahezu auf den Untergrund hingeworfen scheinen.
Eine kalligrafische Besonderheit hat Regina von Bodisco mitgebracht. Vier Quadrate, die über Regenbögen miteinander verbunden wirken, tragen die Schriftzüge "Alles hat seine Zeit". Mit "Festhalten- loslassen" zeigt Anke Mühlig auf Microfaser in verschiedenen Facetten dargestellte Handschriften. "Spuren" heißen die marmorhaften Reliefs von Luz Victoria Nolte. Hinter einem vorhanggleichen Faltenwurf verbergen sich andeutungsweise Züge eines weiblichen Torsos. Am Rande des Raums schließlich sticht die Installation "Die roten Schuhe" von Margot Hella Scherr ins Auge. Zwei Stühle, auf denen jeweils ein Blatt mit Gedichten liegt, ergänzen das Projekt.